Im Jahr 2019 feierte der Volkschor sein 100jähriges Bestehen.

 

 

Wie alles begann

100 Jahre Volkschor – wie hat das eigentlich angefangen und wie ist der Volkschor zu dem Chor geworden, der er heute ist?

Das hat ganz unscheinbar begonnen, und niemand hat damals geahnt, dass dies die Geburtsstunde des Chores war, den wir heute als „Volkschor“ kennen.
Im Jahre 1919 übernahm der damals 28jährige Hauptlehrer Robert Schmidt die Leitung des hiesigen Kirchenchores. Er hatte eine solide musikalische Ausbildung und konnte Geige, Orgel und Klavier spielen. Das war für einen Volksschullehrer ganz normal, denn es wurde damals erwartet, dass ein Lehrer nicht nur in der Schule die Kinder unterrichtete, sondern sich auch anderweitig am Gemeindeleben beteiligte, zum Beispiel als Chorleiter.

Nun kann man natürlich einwenden: Schön und gut, aber was hat der Kirchenchor mit dem Volkschor zu tun? Richtig, zunächst noch nichts. Aber Geschichte bedeutet Wandel und ständige Veränderung. So auch hier.

Nachdem 1933 die Nazis die Macht übernommen hatten, war es für Herrn Schmidt vorbei mit der beschaulichen Tätigkeit als Leiter des Kirchenchores. Plötzlich sah er sich Verdächtigungen und Verleumdungen ausgesetzt. So bekam er vom Kultusministerium in Stuttgart einen Brief mit der Aufforderung, er solle sich dazu äußern, dass der Kirchenchor eine „Kommunistische Geheimorganisation“ sei.

Der politische Druck auf ihn wurde schließlich so stark, dass er sein Amt als Leiter des Kirchenchores aufgab.

Für die Chormitglieder war dies nicht zu fassen. Sie schätzten ihren Dirigenten als Menschen und Chorleiter, und sie sangen gerne unter seiner Leitung. Und das sollte nun mit einem Male ein Ende haben? Niemand wollte das. Eine Lösung musste gefunden werden. Und die fand man auch; eine sehr elegante sogar. Man gab dem Chor einfach einen neuen Namen: „Deutscher Volkschor Albershausen“ hieß er nun und war damit samt seinem Dirigenten aus der politischen Schusslinie. Natürlich brachte dieser Schritt einige Veränderungen mit sich:

Statt der Kirchenlieder sang man nun deutsche Volkslieder.

Den Kirchenchor gab es nun also nicht mehr, stattdessen aber den „Deutschen Volkschor Albershausen“.

Fahnenweihe

In den folgenden Jahren gedieh der Chor prächtig. Er war bei Sängerfesten erfolgreich und entwickelte mit Festen und Feiern ein reges Vereinsleben. Das gewachsene Selbstvertrauen kam schließlich dadurch zum Ausdruck, dass der Wunsch nach einer eigenen Fahne und einer Fahnenweihe geäußert wurde. Bei einer Versammlung am 01.08.1936 in der „Rose“ (heute „Modehaus Hofmann und Rapp“) wurde dieser Punkt erstmals angesprochen. Schriftführer Hahn vermerkte damals:

Einer der wichtigsten Punkte von der Tagesordnung, der nicht nur für die Gegenwart und für die Zukunft eine besondere Bedeutung einnehmen wird in der Vereinsgeschichte, ist der Beschluss der Fahnenweihe. Nach reichlicher Überlegung und gründlicher Aussprache beschließt die Versammlung, im kommenden Jahr eine Fahnenweihe abzuhalten. Mit den Vorarbeiten, die notwendig sind, wird der Ausschuss beauftragt, und soll sofort mit denselben begonnen werden.“

Der Termin für die Fahnenweihe wurde nach einigem Hin und Her auf den 19. und 20. Juni 1937 festgelegt. Bis dahin gab es noch eine Menge zu tun. Das Fest sollte ja schließlich ein voller Erfolg werden. Doch einen Monat vorher, als die Vorbereitungen schon auf Hochtouren liefen, traf die Vereinsmitglieder ein schwerer Schlag: Ihr Dirigent, der hoch geschätzte Lehrer Robert Schmidt, verstarb am 16. Mai nach kurzer Krankheit. Man beschloss das Fest trotzdem durchzuführen.


Endlich war es soweit. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, das Festwochenende konnte kommen. In der „Göppinger Zeitung“ erschien aus diesem Anlass ein ausführlicher Bericht, der mit den Worten schloss: „Möge nun der Himmel mit dem Wetter am Sonntag ein Einsehen haben, und möge dem jungen Verein des Hohenstaufenkreises ein voller Erfolg beschieden sein.“

Am 19. und 20. Juni 1937 war es also soweit. Der „Deutsche Volkschor Albershausen“ feierte das Fest der Fahnenweihe. Mit allem Drum und Dran: Mit Festabend am Samstag und großem Sängertreffen am Sonntag. Im Gegensatz zum 90. Geburtstag allerdings ohne Gottesdienst. Das ist ganz interessant, wenn man bedenkt, dass der Chor aus einem Kirchenchor hervorgegangen ist.

Vereinsvorsitzende


1933 wurde der „Deutsche Volkschor Albershausen“ aus der Taufe gehoben. Der Kirchenchor, aus dem er hervorgegangen ist, hatte aufgehört zu existieren.

Die Gründungsmitglieder des 'neuen' Chores waren damals Gottlob Alt, Friedrich Biser sen., Hans Hänßler, Georg Kauffmann, Albert Krapf und Georg Ziegler sen. .

Vier dieser Herren trugen auch gleich Verantwortung für den Verein.

Gottlob Alt wurde 1. Vorsitzender, Albert Krapf sein Stellvertreter, Gottlob Aichele übernahm das Amt des Kassierers und Georg Kauffmann stellte sich als Schriftführer zur Verfügung.

Somit hatte der Volkschor seine erste Vorstandschaft, welche die Geschicke des Vereins lenken sollte. Es fällt auf, dass nur Männer gewählt wurden. Es wäre damals auch keiner Frau in den Sinn gekommen, für ein Amt zu kandidieren. Heute ist das ganz anders; zum Glück.

Seit jenen Anfängen waren und sind bis heute Männer und Frauen bereit, in irgend einer Funktion für den Verein tätig zu sein. Man kann sie gar nicht alle aufführen, es sind zu viele.

Einige will ich jedoch nennen, nämlich die Vorsitzenden:

1933 – 1937     Gottlob Alt

1937 – 1942     Adolf Hahn

1946 – 1954     Fritz Schuler

1954 – 1957     Eugen Knauß

1957 – 1967     Josef Malcher

1967 – 1985     Franz Jahn

1985 – 2001     Gerhard Bergmann

2001 – 2006     Monika Geißler

2006 – 2010     Richard Rommelspacher

2010 - 2013      Annett Richter

2013 - 2020     Barbara Schimke

Seit   - 2020     Marianne Roth

Sie sind aber nicht die Einzigen, denen der Volkschor viel zu verdanken hat. Da waren auch noch die Dirigenten und von denen hören wir im nächsten Kapitel.

Dirigenten

Bei einem Chor erhält man in erster Linie Gesang, Harmonie und lebendiges Erleben der Musik. Und dafür wiederum ist der Chorleiter zuständig.

1919 – 1937        Robert Schmidt (verstorben 16. Mai 1937)

Übergangsweise  Alfred Wolf

1937 – 1942        Wilhelm Roth

1946 – 1970        Herr Necker

1970 – 2002        Paul Dieterich

seit       2002        Andreas Rieck

An dieser Stelle muss man mal etwas zu den Anforderungen sagen, die an einen Chorleiter gestellt werden:

Er soll musikalisch gebildet sein und als guter Pädagoge seine Fähigkeiten weitergeben können. Dies soll er so tun, dass der Chor zu höchsten Leistungen geführt wird, aber die Chormitglieder bei allen Anforderungen in den Singstunden immer Spaß und Freude an der Arbeit haben. Ein rechter Zampano soll er also sein. Wir wissen jedoch alle, dass kein Mensch all diesen Forderungen gerecht werden kann. Aber unser jetziger Dirigent, der Andreas Rieck, ist ganz nahe dran. Und deshalb sind wir im Volkschor auch sehr froh, dass wir ihn haben.

Kinderchor

Und dann gab es noch den Kinderchor. Ende der siebziger Jahre hat man sich überlegt, dass aus einem Kinderchor Nachwuchs für den aktiven Chor erwachsen könnte. Also gründete man einen. Von 1970 bis 1975 war Herr Necker der Leiter. Von 1975 bis 1978 leitete Paul Dieterich den Kinderchor. Und von 1978 bis 2004 war Elfriede Ungerer mit großem Einsatz Leiterin des Kinderchores. Ihre Lieder – und Theaterabende werden unvergesslich bleiben. Das eigentliche Ziel des Kinderchores, Nachwuchs für den aktiven Chor zu generieren, wurde jedoch nie erreicht.